JA - ZU FLUSSKREBSEN IM AQUARIUM

NEIN - ZUM AUSSETZEN VON AQUARIENKREBSEN

Delphin

Amerikanische Flußkrebse übertragen die Krebspest

Die Krebspest ist eine heimtückische Krankheit, die absolut tödlich für unsere europäischen Krebse ist. Der Erreger ist ein Pilz, der von amerikanischen Flußkrebsen übertragen wird. Gelangen fremde Krebse in unsere Gewässer, dann besteht die große Gefahr, daß einheimische Flußkrebse angesteckt werden. Die Seuche greift innerhalb eines Gewässers dann sehr schnell um sich. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich die Krankheit sogar flußaufwärts ausbreiten kann und Krebsbestände an den äußersten Enden eines Gewässersystems erreicht. Binnen kurzer Zeit starben in diesen Gewässer nahezu alle Flußkrebse.

Bitte keine Flußkrebse in heimische Gewässer aussetzen !

Flußkrebse erfreuen sich bei Aquarianern zunehmender Beliebheit. Die Tiere kommen meist aus Nord- und Mittelamerika oder aus China. Immer häufiger wird aber beobachtet, daß fremde Krebsarten bei uns in heimischen Gewässern auftauchen. Bei Krebssterben kann dann meist nachgewiesen werden, daß fremde Krebse ausgesetzt worden sind. Deshalb unsere Bitte:

Setzen Sie auf keinen Fall Flußkrebse aus. Wenn Sie den Nachwuchs Ihrer Krebse großgezogen haben und der Platz in Ihren Aquarien nicht mehr ausreicht, sollten Sie die Tiere an befreundete Aquarianer abgeben oder sich an untenstehende Adressen wenden; dort können Ihnen weitere Ansprechpartner aus Ihrer Region genannt werden.


DAS FISCHEREIGESETZ UND DIE BUNDESARTENSCHUTZVERORDNUNG VERBIETEN EIN AUSSETZEN VON NICHT EINHEIMISCHEN ARTEN, UND DIESE BESTIMMUNGEN SOLLTEN AUS GUTEN GRUND VON UNS ALLEN AKZEPTIERT WERDEN.


Wo in aller Welt kommen Flußkrebse vor ?

Flußkrebse kommen hauptsächlich in Europa, Nordamerika und Australien vor. Der Edelkrebs (Astacus astacus), der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) und der Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes) sind unsere heimischen Arten. Der Galizische Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus) wurde aus dem östlichen Europa und Vorderasien bei uns eingeführt. Alle europäischen Arten gehören der Familie der Astacidae an. In Nordamerika kommen die beiden Familien Cambaridae und Astacidae vor. Der Kamberkrebs (Orconectes limosus), der schon im letzten Jahrhundert bei uns eingeführt wurde und viele Flüße, Kanäle und einige Seen besiedelt, und der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) sind von dort; diese Art wurde von einigen Züchtern importiert. Die meisten im Aquarienhandel angebotenen Flußkrebse stammen aus der Familie der Cambaridae. Die Parastacidae schließlich kommen in Australien vor.


Flußkrebs-Arten im Aquarienhandel

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) ist weltweit die kommerziell wichtigste Flußkrebs-Art. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt im nördlichen Mexiko und im Süden der USA. Als Red Swamp Crayfish wurde er in viele Teile der Welt exportiert. Bei fast allen Flußkrebsen, die im Aquarienhandel unter Phantasienamen wie "Süßwasserhummer" oder "Florida-Lobster" zu kaufen sind, handelt es sich um diese Art. Erwachsene Tiere weisen in der Regel eine charakteristische dunkelrote Farbe auf. In der Literatur wird mit Procambarus cubensis eine weitere Art beschrieben, die regelmäßig angeboten werden soll. Hin und wieder tauchen in großen Schauaquarien auch australische Flußkrebse auf. Cherax tenuimanus, der Marron, und Cherax destructor, der Yabby, sind Arten mit zunehmender Bedeutung in der Aquarienkultur. Da sie ein Gewicht von 2 kg erreichen können, sind sie für die Pflege in normalen Aquarien kaum geeignet.


Was ist bei der Pflege von Flußkrebsen zu beachten ?

Einheimische Flußkrebse sind in Kaltwasser-Aquarien leicht zu halten. Ihr Freß- oder Brutverhalten ist genauso spannend wie bei den fremden Arten. Für die Aquarienhaltung kommen von unseren Krebsen nur der Edel- oder der Steinkrebs in Betracht. Zwei oder drei Flußkrebse sind ideal für ein 150-l-Aquarium. Die Krebse müßen genügend Verstecke haben, und für abwechslungsreiche Ernährung sollte gesorgt sein. Karotten, Fischabfälle oder Futterflocken werden gerne genommen. Edelkrebse können bei Aquarienhändlern erworben werden, allerdings meist zu stolzen Preisen. Steinkrebse werden dagegen nur selten in Zuchten vermehrt. Wer sich Flußkrebse als Wildfänge besorgen will, muß wissen, daß sie den Fischereirecht unterliegen und somit Schonzeit und Schonmaß haben; in vielen Bundesländern sind sie sogar ganzjährig geschützt. Eine Entnahme aus den Gewässern ist nur den Fischereiberechtigten unter Beachtung der Vorschriften gestattet. In Gartenteiche dürfen nur einheimische Krebse ausgesetzt werden. Was kaum ein Käufer beim Erwerb der Amerikanischen Sumpfkrebse weis; Sie sind ausgesprochene Höhlenbewohner und graben sich über 1 m tiefe Wohnhöhlen, was das "AUS" für viele Folienteiche ist. Die größte Gefahr geht aber von den Krebsen aus, wenn sie die Teiche verlassen - und das machen sie regelmäßig. Sie können kilometerweit über Land zum nächsten Gewässer laufen. Das ist häufig der nahegelegene Bach - ein Krebssterben ist dann vorprogrammiert.


Daher: Keine ausländischen Krebse in Gartenteiche aussetzen !


Wie ist es mit den einheimischen Krebsen bestellt ?

Der Edelkrebs war früher in Europa weit verbreitet. Durch die eingeschleppte Krebspest ist er aber in vielen Regionen verschwunden. Zusätzlich wurden durch die Wasserverschmutzung und die Begradigung der Gewässer zahlreiche Populationen an den Rand des Existenzminimums gedrängt. Außerdem kümmerte sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum jemand um einheimische Krebse. Wie ist es sonst zu erklären, daß erst vor wenigen Jahren in Baden-Württenberg der Dohlenkrebs an verschiedenen Standorten neu entdeckt worden ist ? Die wenigen Kartierungsarbeiten in einigen Bundesländern haben jedoch gezeigt, daß Edelkrebse noch in zahlreichen Gewässern vorkommen und der Steinkrebs in vielen Fließgewässern noch gute Bestände aufweist.


Die Krebspest ist eine ernsthafte Gefahr für die Einheimischen Arten

Ausgelöst wird die Krebspest durch den Pilz Aphanomyces, der im letzten Jahrhundert aus Nordamerika nach Norditalien eingeschleppt wurde. Von dort aus verbreitete sich der Erreger über weite Teile Europas. Mit dem Besatz von Kamberkrebsen zum Ende des letzten Jahrhunderts mußte die Hoffnung aufgegeben werden, den Pilz in Europa wieder loszuwerden.


Die amerikanischen Krebse tragen den Aphanomyces wie einen Parasiten mit sich und scheiden die Zoosporen ständig aus; damit infizieren sie die europäischen Krebse. Bei diesen Arten ist ein Befall mit dem Pilz absolut tödlich. Dagegen kann bei einem lebenden amerikanischen Krebs der Erreger mit einem vertretbaren Aufwand nach wie vor nicht nachgewiesen werden.



Weitere Informationen sind erhältlich bei:

Fischereiforschungsstelle
Baden-Württemberg
88085 Langenargen Mühlesch 13
Tel. 07543/9308-0 Fax: 07543/9308-20

Fischgesundheitsdienst am Chemischen und
Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart
70038 Stuttgart, Azenbergstraße 16
Tel. 0711/1849-412 Fax: 0711/1849-417

Institut für Zoologie, Fischereibiologie und
Fischkrankheiten der Tierärztlichen Fakultät der
Universität München
80539 München, Kaulbachstraße 37
Tel. 089/21802283 Fax: 089/2805175

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