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Als man mir kürzlich aus Bochum von der VDA- Geschäftsstelle den neuen Sachkundenachweis zukommen ließ, war ich sehr erfreut, bei der ersten Durchsicht im Teil B 6,0 Seite 11 auch einige detailierte Angaben über das Alter unserer Aquarienfische zu finden.
Es ist anzunehmen, daß sich inzwischen in Aquarianerkreisen herumgesprochen hat, wie gefährdet ihr sinnvolles Hobby, als Freizeitgestaltung eigentlich ist ? Schon seit geraumer Zeit läuft die von einem gewissen Personenkreis ins Leben gerufene Kampagne mit Positivlisten, Bestimmungen und Verboten mit dem Ziel, die Vivaristik zumindest erheblich einzuschränken und wenn es nach einer extremen Minderheit geht, gar auszulöschen ! Um nicht für ewig mit dem gefährlichen Etikett eines "Fischverbrauchers" abgestempelt zu werden, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, durch gezielte Schulung auch allen nicht organisierten Aquarianern ein solides Fachwissen zu ermöglichen.
Dies bedeutet im Klartext für den ernsthaften Aquarianer (Fischverbraucher ?), daß jeder Pflege- und Haltungsfehler eine lebensbedrohliche Erkrankung auslösen kann und infolgedessen die Lebenserwartungen unserer Fische erheblich reduziert werden ! So gesehen wird auch ein Randthema, wie das Lebensalter der Aquarienfische, aktuell.
Mit dieser Thematik beschäftige ich mich seit Jahren und man hat da so seine Probleme, weil allgemein über das Lebensalter von Aquarienfischen nur wenig bekannt ist. Selbst die Wissenschaft hat bisher keine sichere Methode entwickeln können, um das Lebensalter bei den tropischen Fischen exakt zu bestimmen ! Zur besseren Übersicht werden sämtliche Daten und Quellennachweise in einer Kartei erfaßt, sofern überhaupt "seriöse" Angaben über eine bestimmte Art bekannt sind !
Aus bekannten Gründen kommen Zoofachhandel und Züchtereien nicht in Frage. So bleiben letztlich nur zoologische Gärten, öffentliche Schauaquarien und wissenschaftliche Institute übrig. Zudem werden in den öffentlichen Einrichtungen alle importierten bzw. vorhandenen Tiere katalogisiert ! Durch diese Maßnahmen wurde auch bekannt, daß nach Schmidt, D. (95) seit 1929 ein Knochenhecht (Lepisosteus tristoechus) mit 66 Jahren wahrscheinlich somit der älteste Fisch in einem europäischen Schauaquarium ist ! Außerdem erreichte eine Synodontis-Art (Fiederbartwels) im Troparium Hamburg bei optimaler Pflege immerhin ein Alter von über 26 Jahren (pers. Mitteilung U. Richter, Hamburg).
Daß sich die Lebensbedingungen in der Natur ganz wesentlich von der aquarienbedingten Hälterung unterscheiden, ist heute unumstritten.
So leben viele Arten in den Tropen, ähnlich dem Neonsalmler, durch Austrocknung ihrer Habitate nur ein Jahr ! Dagegen steigt die Lebenserwartung unter Aquarienbedingungen, optimale Pflege vorausgesetzt, um ein Vielfaches, so bei Paracheirodon innesi auf sechs bis sieben Jahre ! Jedenfalls kann man davon ausgehen, daß unsere Fische im Aquarium je nach Art, ein Alter zwischen sechs Monaten und zehn Jahren erreichen, was jedoch keineswegs von der Größe, einer Art anhängig ist ! Ein "Spitzenreiter" unter den kurzlebigen Saisonfischen ist beispielweise der in Mosambique beheimatete Nothobranchus rachowi mit 6 bis etwa 14 Monaten.
Durch die rasant vorschreitende und systematische Zerstörung des tropischen Regenwaldes und anderer Naturreservate sind immer mehr Lebewesen bedroht und es kommt unweigerlich zu einem massenhaften Artensterben ! Aus Berichten in der Fachliteratur und von reisenden Aquarianern wissen wir, daß oftmals von einer unbestimmten Wels- oder Salmlerart nur wenige bzw. Einzeltiere erbeutet werden, infolgedessen bleiben Zuchtversuche illusorisch ! Mitunter gelingt in einigen Jahren ein Wiederimport der gleichen Art und so ist ein Zuchtversuch mit mehrjährigen Aquarienbewohnern durchaus denkbar. Im Zusammenhang einer solchen Kombination ist es nach meiner Meinung unumgänglich über Alter und Fertilität nachzudenken ! Jedenfalls hat die "Arterhaltung" derzeit in der Aquaristik einen hohen Stellenwert und so stellt sich die berechtigte Frage, inwieweit die Gonaden (Keimdrüsen) und Ovarien (Eierstöcke) der Fische auch altersbedingt noch funktionsfähig bleiben. Leider findet man über die Dauer der Fruchtbarkeitsphase in der Fachliteratur nur vereinzelt Hinweise. So bleibt der Sternflecksalmler Pristella maxillaris (4,5 cm) mit einer Lebenserwartung von etwa acht Jahren mindestens bis zum fünften Jahr fertil. Nach H. Pinter (1988), Stockholm, erreichen Nannostomus marginatus ein Lebensalter von fünf bis sechs Jahren und bleiben bis ins 5. Jahr fertil.
Laut Gartner (1972) erreichen die Weibchen von Barbus p. pentazona im fünften Jahr ihren besten Laichansatz !
Bisher sind meines Wissens solche Daten von der artenreichen Ordnung der Siluriformes, den Welsartigen, unbekannt. Dennoch ist anzunehmen, daß sich die größten Wels- und auch Schmerlenarten, optimale Pflege vorausgesetzt, noch nach acht Jahren erfolgreich vermehren lassen. Inwieweit sich Ichthyologen mit dieser Thematik beschäftigt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Zugegebenermassen lassen sich "Fischverluste" trotz der ausgereiften Technik auch heute nicht ganz vermeiden, aber ich würde mir im Interesse der Aquaristik wünschen, daß zwei exorbitante Fehler, die ausschließlich durch Mitwirkung des Aquarianers zustande kommen und so die Lebenserwartung verkürzen, künftig der Vergangenheit angehören ! Es handelt sich zum einen um Überbevölkerung, sowie Vergesellschaftung mit ungeeigneten Beifischen, welches "Stressituationen" auslöst und zum anderen um einseitge bzw. ständige Überfütterung unserer Fische.
Jahrzehntelang war das Lebensalter von Aquarienfischen kein Thema und bei den meisten Aquarianern von untergeordnetem Interesse, zumal Europa und die USA aus tropischen Arealen ständig und scheinbar unerschöpflich mit "Zierfischen" beliefert werden. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Befürworter von Positivlisten etc. durch sachliche Argumente überzeugen ließen, damit uns auch in Zukunft die Aquaristik ohne Einschränkung erhalten bleibt.
Abschließend noch einige Beispiele in Kurzfassung.
hier war Tabelle Fische mit Quellen. ------------------------------------------------------------
VDA-Sachkundenachweis, Teil-B-Fachteil
6.1.6 Das Alter der Fische
Welches Alter können unsere Aquarienfische erreichen ? Diese Frage läßt sich mit ein paar Sätzen einfach nicht zufriedenstellend beantworten. Zu unterschiedlich sind die Lebenserwartungen der einzelnen Fischarten. Die statistische Lebenserwartung eines Aquarienfisches liegt rein rechnerisch bei 10 Monaten ! Erfahrene Aquarianer werden diese Angaben anzweifeln und doch sind sie realistisch. Selbst wenn wir voraussetzen, daß es Fischarten mit dieser Lebenserwartung gibt, müssen wir bedenken, daß es sich hier um den Bundesdurchschnitt jährlich verkaufter Aquarienfische handelt. Obwohl jede Statistik mit Skepsis zu betrachten ist, sollen uns diese Angaben schon ein wenig nachdenklich stimmen.
Aus Erfahrung wissen wir, daß z.B. bei fischgerechter Pflege im Aquarium
Skalare etwa 8 Jahre
Zwergbuntbarsche (Apistogramma borelli) etwa 3 Jahre
Messingbarben (Barbus semifasciolatus) etwa 10 Jahre
Feuerschwänze (Labeo bicolor) etwa 15 Jahre
und älter werden können. Diese Zahlen beweisen, welches enorme Alter viele Aquarienfische erreichen. In freier Natur haben sie meist nicht diese hohe Lebenserwartung, dazu ist der Umweltdruck viel zu groß. Das sollte uns aber auf keinen Fall dazu verleiten, unsere Tiere als Verbrauchsobjekt zu behandeln. Anleitungen zu einer notwendigen Sachkunde können dazu beitragen, die Freude an dieser Liebhaberei auch durch das Einbringen tierschutzrechtlicher Aspekte zu erhalten.
------------------------------------------------------------Zusammenhang Temperatur und Lebenserwartung
Die Körpertemperatur beeinflußt die Geschwindigkeit des Stoffwechsels. Das hat vielfältige Folgen. Ein Fisch wird bei sinkender Temperatur träge, hört auf zu fressen, verliert seine Farben und geht schließlich ein. Steigt dagegen die Temperatur, wird er lebhafter, oft auch farbenprächtiger, und sein Futterbedarf wächst. Zum Beispiel benötigt ein Segelflosser (Pterophyllum scalare) bei 28 Grad C doppelt so viel Futter wie bei 23 Grad C. Hohe Temperaturen verkürzen die Lebenserwartung der Fische. Im Extremfall wird durch die Übertemperatur der Stoffwechsel so stark beschleunigt, daß die Körperfunktionen zusammenbrechen und der Tod eintritt.
Handbuch Aquarientechnik, H.J. Krause, S. 80, ISBN 3-927997-10-2
------------------------------------------------------------Wenn ihr weitere Fische in die Liste einfügen könnt, bitte eine Mail in der Aquarium.ger an Harald Elsen oder in die AQUARIUM BBS !!!
In der AQUARIUM BBS gibt es übrigens noch eine Online- Datenbank über das Alter von vielen anderen Tieren (Fische, Reptilien, Vögel, Säugetiere). Bereich "H"obby, "A"quaristik, "V"ivaristische Datenbanken.
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