Besatzstärke im Aquarium

Delphin

Wieviel Fisch pro Liter Wasser ?

Als erstes eine Forderung, die sogenannte Tierschützer aufstellen. Manche gehen sogar soweit, die Haltung von exotischen Tieren vollkommen verbieten zu wollen.

Doch unbeirrt hiervon erstellt man, zur gleichen Zeit, da dieses Manuskript (Anm.: ca. 1997) erarbeitet wird, sogenannte "Importlisten". Andere Überlegungen laufen darauf hinaus, die Haltungsanforderungen für Heimtiere so hoch zu schrauben, dass jeder als Tierquäler verurteilt werden könnte, der seinen 10 Neonsalmlern weniger als 1.000 Liter zur Verfügung stellt. Auf die Aquarianer wird noch einiges zukommen, wenn sie sich nicht gemeinsam und organisiert wehren und damit der Politik klar machen, dass sie ein zahlenmäßig nicht zu unterschätzendes Wählerpotential darstellen.

Oft wird von Aquaristik-Anfängern nachgefragt woher Probleme mit Algen oder Schnecken kommen und wie man sie beseitigen kann. Vielfach wird bei diesen Problemen die Besatzdichte nicht berücksichtigt. Zuviel Fütterung oder einfach zu großer Besatz sind oft die Gründe. Die Menge der Nährstoffe wird in leicht veränderter Form aber fast in gleicher Menge wieder an das Aquarienwasser abgegeben.

Aus diesen Gründen sollte man jeden Fisch, jetzt mal abgesehen von anderen Verhaltensweisen wie z.B. Revierbelegung, eine Mindestmenge an Wasservolumen zur Verfügung stellen. Die oft erwähnte "Regel" von 1 Liter Wasser auf 1 Zentimeter Fisch, was dann nicht mal als absolute Obergrenze angegeben wird, ist wohl schon seit Jahrzehnten vollkommen überholt !!!


Sehen wir als erstes was die Literatur dazu hergibt, auch in der Reihenfolge der Jahre.

Wenn die Größe der Wasseroberfläche als Kriterium dafür angesehen wird, wieviel Fische ein Aquarium aufnehmen sollte, so kann die untenstehende Tabelle dazu einige Anhaltspunkte liefern. Die Wahl der Beckengröße, sowie die Art des Beckens bleibt den persönlichen Geschmack und den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen überlassen. Nur gilt es zu bedenken, daß die Wasserverhältnisse um so stabiler zu halten sind, je größer das Aquarium ist. Dies gilt besonders für Seewasseraquarien.

Anmerkung von mir: Außer beim kleinsten Becken komme ich beim Rechnen auf viel geringere Werte des Inhalts in Litern, die selbst die Berechnung nach den Außenmaßen vollkommen überschreiten. Beim 46 cm-Becken ist der Inhalt ausgerechnet und die realistischen Verluste (Luftraum, Sand, Dekoration, Scheibendicke, usw.) mit etwa 20 Prozent berücksichtigt.
Rechnen die Engländer anders (D. Mills) ?
Nach seiner Berechnung ist allerdings die Wasseroberfläche entscheidend und somit wirkt es sich bei der Fischlänge nicht aus.

Beckengröße
in cm
Wasseroberfläche
in cm2
Inhalt
in Liter
Gesamtsumme der Körperlängen
(ohne Schwanzflosse) in cm
Kaltw. Warmw. Seew.
46 x 30 x 30  1380 30 15 38 10
61 x 30 x 30* 1830 60 25 61 15
61 x 30 x 38* 1830 72 25 61 15
91 x 30 x 38  2730 110 38 91 25
122 x 30 x 38  3660 145 51 122 38

Anmerkung: In der obenstehenden Tabelle sind die Angaben für die Wasseroberfläche und den Inhalt nur Näherungswerte. Die für die verschiedenen Becken genannte Zahl von Fischen, ausgedrückt durch die Summe ihrer Körperlängen, läßt noch Spielraum für die Sicherheit und das Wachstum der Tiere. Obwohl für die kleineren Tiere auch Zahlenangaben unter der Rubrik Seewasser gemacht wurden, sollte ein Aquarium für die Pflege von Korallenfischen nicht weniger als hundert Liter fassen.

* Die beiden mit Sternchen versehenen Becken haben bei unterschiedlichen Inhalt die gleiche Wasseroberfläche und können deshalb die selbe Zahl von Fischen aufnehmen. Die Fische in den größeren Becken haben natürlich mehr Raum zum Schwimmen.


Es gibt viele Gründe, bei der Auswahl eines Aquariums in ausreichend großen Dimensionen zu denken: Die Verhältnisse in einem großen Behälter sind stabiler (und daher besser kontrollierbar) als in einem Kleinen; es können mehr Fische darin untergebracht werden, und die Schönheit eines fertig eingerichteten Aquariums wächst mit seiner Größe. Die Mindestgröße sollte 60 x 30 x 30 cm (Länge x Breite x Tiefe) betragen.

Das Fassungsvermögen des Beckens ist jedoch nicht das einzige Kriterium für die Berechnung der Besatzdichte - wichtiger als sein Inhalt sind hier die Proportionen des Aquariums. Wie alle Tiere nehmen Fische beim Atmen Sauerstoff auf und scheiden Kohlendioxid aus. Dieser Austausch findet nur an der Wasseroberfläche statt, d.h. Sauerstoff aus der Luft diffundiert ins Wasser nach, und Kohlendioxid entweicht aus dem Wasser in den angrenzenden Luftraum. Je größer also die Oberfläche ihres Aquariums ist, desto intensiver kann der Gasaustausch stattfinden und um so mehr Fische können sie unterbringen.

Um die Anzahl der Fische zu ermitteln, die in einem Aquarium leben können, gelten folgende Richtwerte:
Tropische Süßwasserfische: 25 cm2 pro Zentimeter Körperlänge (ohne Schwanz)
Kaltwasserfische: 75 cm2 pro Zentimeter Körperlänge
Tropische Meeresfische: 120 cm2 pro Zentimeter Körperlänge

Hierzu ein Beispiel: Ein Aquarium mit den Maßen 60 x 30 x 35 cm hat eine Wasseroberfläche von (60 x 30 =) 1.800 cm2 und kann
- tropische Süßwasserfische mit einer Gesamtlänge von 60 cm oder
- Kaltwasserfische mit einer Gesamtlänge von 25 cm oder
- tropische Meeresfische mit einer Gesamtlänge von 15 cm problemlos aufnehmen.

Es müssen bei diesen Berechnungen jedoch die Größen einkalkuliert werden, die die Fische im ausgewachsenen Zustand erreichen. Gekaufte Tiere sind i.d.R. Jungtiere, die beim Wachsen ihre Größe sicherlich noch verdoppeln.


So begrenzt wie der Beckeninhalt des Wassers ist, müssen logischerweise auch Fische und Pflanzen sein. Das Wasser ist ausschlaggebend !

Die Zahl der Beckenbewohner richtet sich nach der Literzahl und nicht nach dem Fassungsvermögen des Beckens. Dabei muß das Volumen von Bodengrund und Steinen abgezogen werden.

Veraltete Theorien, nach denen man für einen Fisch bis zu 5 cm Größe bis zu 2 Liter Wasser als Lebensraum errechnen soll, sind nicht nur unsinnig, sie grenzen schon an Tierquälerei. Wollte man dieses Beispiel in unsere menschliche Welt übertragen, müßten wir sicher unser Leben in der Speisekammer fristen !

Die meisten Fehler in dieser Richtung werden schon beim Kauf des Fisches gemacht, wobei oft nicht berücksichtigt wird, daß es sich hierbei, wie auch bei Pflanzen, um junge, noch nicht ausgewachsene Exemplare handelt, die in einigen Monaten bei guter Pflege unter Umständen ein Vielfaches der ursprünglichen Größe erreichen koennen.

Fragen sie darum den Händler nach der voraussichtlichen Endgröße ihres Pfleglings. Sie tun allen einen Gefallen: Fischen, Pflanzen und schliesslich auch sich selbst !

Besser als die angeführte "Regel" wäre folgender Vorschlag. Man rechne je Zentimeter (!) Fisch 2 Liter Wasser, wobei man diesem Maß wiederum eine Körperhöhe bis maximal 2 Zentimeter zugrunde legt (also zusammen 2 cm2).

Beispiel 1: Das Fassungsvermögen eines Aquariums (100 x 30 x 40 cm) beträgt 120 Liter, wovon man mindestens 20 Liter als Volumen fuer Sand/Kies und Steine abzieht, so daß noch 100 Liter verbleiben. Es sollten hauptsächlich größere Fische von etwa 6 cm Länge eingesetzt werden, die in ihrer Körperhöhe die besagten 2 cm nicht überschreiten (6 x 2 = 12 bzw. 6 x 1,5 = 9 cm). Man benötigt für diese Fische, wie errechnet, zwischen 9 und 12 Liter Wasser je Stück, also koennen 8 - 10 von ihnen eingesetzt werden. Weiter zu berücksichtigen sind Wachstum und eventuelles Revierverhalten.

Beispiel 2: In einem Becken von 80 x 26 x 38 cm = 79 Liter Fassungsvermögen sollen ein Schwarm von 15 Neonfischen (4 cm) und mehrere größere Tiere eingesetzt werden. Nach Abzug des Dekorationsvolumens verbleiben höchstens 65 Liter Wasserinhalt. Jungtiere, wie man sie meist kauft, haben erst eine Länge von 2,5 cm, so daß sie mit knapp 4 Liter Wasser auskämen. Wachsen sie jedoch nach wenigen Monaten auf ihre Endlänge 4 cm heran, benötigen sie (4 x 1,5 = 6) schon 6 Liter Wasser ! So schnell kann sich eine solche Rechnung verschieben. Im Grunde ist, das Wachstum eingerechnet, das Aquarium mit 12 Tieren gut ausgelastet. Man muss entweder weniger "Schwärmer" wählen oder die größeren Arten ganz weglassen.

Solche Beispiele lassen sich natürlich beliebig variieren.
Auch sind sie nicht frei von Mängeln. Das Leben im Aquarium ändert sich ständig. Die Tiere wachsen, weniger gesunde sterben. Der Pfleger kann und soll nicht mit dem Rechenstab vor seinem Becken sitzen. Er muss sich nur hin und wieder an diese Voraussetzungen erinnern und eventuell auf den Kauf neuer Fische verzichten, um seiner eingespielten Aquarienbesatzung den lebensnotwendigen Lebensraum zu gewährleisten.


Besatzdichte
Für Süßwasser- und Brackwasseraquarien kann in der Regel die maximale Besatzdichte berechnet werden, wobei eine bestimmte Anzahl Fischkörperlängen für eine vorgegebene Wasseroberfläche erlaubt ist. Für Süß- und Brackwasser wird meist 1 cm Fisch pro 30 - 40 cm2 Wasserfläche angegeben. Allerdings sollten sie ihr Aquarium nicht sofort so dicht besetzen. Setzen sie innerhalb von zwei bis drei Monaten Fische bis zur Hälfte dieser Dichte ein, und fahren sie mit ähnlicher Geschwindigkeit fort, bis die Besatzdichte erreicht ist (s.o.).

Sie sollten diesen entscheidenden Vorgang auf keinen Fall beschleunigen.

Der Besatz der Meerwasseraquarien wird eher über das Wasservolumen als über die Oberfläche berechnet. Beim erstmaligen Besetzen eines solchen Aquariums sollten sie jedoch unbedingt bedenken, daß sie eine stabile Gesellschaft aufbauen wollen, in der auch schwierige, oft anspruchvolle Exemplare leben. Übermäßige Eile kann u.a. leicht zum Ausbruch von Krankheiten führen. Streben sie einen maximalen Besatz von 1 cm pro 8 l nach sechs Monaten an, und verdoppeln sie, wenn sie wollen, diese Zahl im Jahr darauf. Nur wenn sie ihre Gesellschaft langsam wachsen lassen, den Fortschritt jedes Neuankömmlings beobachten, um festzustellen, wann er seßhaft wird, können sie den Grundstock zu einem gesunden Meerwasseraquarium legen.

Schließlich sollte noch erwähnt werden, daß im Handel Jungfische verkauft werden. Wenn sie ihr Becken mit solchen Fischen voll besetzen, bedeutet das, daß sie einige davon herausnehmen müssen, wenn sie größer werden.

Süßwasser und Brackwasser: 60 cm
Meerwasser: 15 cm

Diese Angaben beziehen sich auf Aquarien von 60 x 30 x 30 cm und sollten auf Becken anderer Größen umgerechnet werden. Setzen sie beim ersten Mal nur die Hälfte der Fische ein.


Vorschlag zur Bestandsdichte von D. Untergasser, Kosmos-Verlag, "Krankheiten der Aquarienfische", Seite 61:

Fischgröße (ausgewachsen) Wassermenge pro 1 cm Fisch
unter 2 cm 1 Liter
2 cm - 5 cm 1,5 Liter
6 cm - 9 cm 2 Liter
10 cm - 13 cm 3 Liter
14 cm u. größer 4 Liter

Diese Angaben entsprechen weitesgehend denen im Sachkunde-Nachweis.


Literatur:


Besatzdichte

           > Die Angaben, wieviel cm Fisch pro Liter Wasser zu halten
           > sind, schwanken ja ziemlich. Mir scheinen die Regeln aber
           > arge Faustregeln zu sein, es kann ja wohl nicht sein, dass
           > ein 60-cm-Fisch die gleiche cm-Wertigkeit hat wie 12
           > kleine Salmler.
         

Ich stelle mal die Angaben im Sachkundenachweis (SKN) hierzu dar. Dort wird folgendes empfohlen ...

Fischlänge Wassermenge pro 1 cm Fischlänge
unter 2 cm 1 Liter je cm Fischlänge
2 cm - 5 cm 1,5 Liter je cm Fischlänge
5 cm - 10 cm 2 Liter .......
10 cm - 15 cm 3 Liter .....
15 cm u. größer 4 Liter je cm Fischlänge

Für 12 kleine Salmler a 5 cm Länge ergibt sich --> 60 x 1,5 = 90 Liter
Und für den 60 cm langen Fisch --> 60 x 4 = 240 Liter

Naja ein 60 cm langer Fisch bräuchte wohl ein deutlich größeres Aquarium als ein 240 Liter Becken. Außerdem kommt es wohl in dem Fall darauf an was für ein Fisch und was er so frisst. Wenn man die 240 Liter als Raum für den Fisch kalkuliert in einem z.B. 800 oder 1000 Liter Aquarium sieht es vielleicht auch besser aus.

Immerhin erhält der 60 cm lange Fisch unter den SKN-Angaben die vierfache Wassermenge gegenüber der "1 cm Fisch pro 1 Liter Wasser" Regel (240 Liter contra <---> 60 Liter).

Meinungen zur obrigen SKN-Angaben erwuenscht !
Manfred W.


Wald
Copyright mvelt Aquarium BBS Erstellt 06.01.2004, Letzte Änderung 21.01.2004

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