Mindestanforderungen für die Haltung von Aquarienfischen

Delphin

Teil 1

Eine Information des "Bundesverbandes für fachgerechten Natur- und Artenschutz" (BNA)

Die "Mindestanforderungen für die Haltung von Zierfischen" wurden erarbeitet von der "Arbeitsgemeinschaft Aquaristik im BNA" unter Federführung des

in Zusammenarbeit mit sowie unter Mitwirkung der

Allgemeiner Teil

Am 14.3.1995 beschloß eine Diskussionsrunde aus Vertretern der Aquaristikverbände, Tierärzteschaft, Schauaquarien und Tier- und Naturschutzverbänden auf Einladung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (BML) unter Leitung von Dr. Baumgartner, den Versuch zu unternehmen, allgemeine Halterichtlinien für Aquarienfische aufzustellen. Auf einer vom BNA ausgerichteten Veranstaltung am 19.8.1995 einigten sich die Vertreter verschiedener Aquaristikverbände, die Angaben zu den Halterichtlinien auf folgende Parameter zu beschränken: Temperatur, Wasserhärte, pH-Wert, Aquariengröße und die Sozialfaktoren Schwarmfisch oder Gruppe sowie eventuelle Besonderheiten als Bemerkung anzuführen.

Die Arbeitsgemeinschaft im BNA hat dies für einige häufig gepflegte Aquarienfischarten getan. Dabei wurden sowohl Messungen von Freilandfundorten als auch empirische Erfahrungen aus der aquaristischen Haltung berücksichtigt. Hierbei zeigte sich, daß die Freilandmessungen der Wasserparameter in Abhängigkeit von Ort und Jahreszeit sehr unterschiedliche Ergebnisse aufweisen. So wurden an den Fundorten des Segelflossers, Pterophyllum scalare, eines der häufigsten Aquarienfische, pH-Werte von 4,5 - 8 festgestellt sowie Temperaturen zwischen 23 und 30 Grad C. Die Wasserhärte reichte von weich bis mittelhart. Diese Daten zeigen eindrucksvoll, über welche ökologische Potenz diese Fische verfügen. Dabei geben sie selbstverständlich keinen Hinweis darüber, welche Werte das Optimum für diese Art darstellen würden, sondern zeigen lediglich auf, daß die weitverbreitete Meinung, südamerikanische Fische benötigen generell weiches und saueres Wasser, nicht richtig ist.

Haltungsanforderungen dürfen jeweils nur für einzelne Arten formuliert werden. Eine undifferenzierte, pauschalisierende Zuordnung von ganzen Fischgattungen oder sogar Fischfamilien zu bestimmten Wasserwerten steht im Widerspruch zum Tierschutzgesetz, weil sie der in Paragraph 2 TierSchG geforderten artgemässen Pflege widerspricht. Die einzige Ausnahme bilden die endemischen Fischarten aus den großen ostafrikanischen Seen, da dort die Wasserwerte vergleichsweise stabil sind.

Ein Aquarium ist ein ausgesprochen komplexes System, das durch die aufgeführten Parameter nur ungenügend zu beschreiben ist. Neben den abiotischen Faktoren sind vor allem die sozialen und ernährungsspezifischen Faktoren von besonderer Wichtigkeit. Ist der Faktor Ernährung in gewissen Grenzen noch übersichtlich darstellbar, scheint es für die sozialen Komponenten unmöglich, diese allgemeingültig aufzustellen. Hier kommt es zu Interaktionen zwischen Fischen der gleichen Art, Männchen- Weibchen, juvenil-adult, wie auch zwischen verschiedenen Arten. Weiterhin sind die sozialen Interaktionen zur Fortpflanzung anders als außerhalb dieser Phase. Dies sind so komplizierte Vorgänge, daß sie nur am konkreten Fall zu beschreiben sind.

Die Arbeitsgemeinschaft Aquaristik im BNA ist bei der Diskussion über Halterichtlinien für Aquarienfische zu dem Ergebnis gekommen, daß aufgrund der Komplexität der Thematik nur bedingt Angaben gemacht werden können, die für eine Haltungsbewertung im Sinne des Paragraphen 2 TierSchG brauchbar sind. Hier kommt es vielmehr auf den konkreten Fall an. Ob der Zustand eines Aquariums oder einzelner Individuen den tierschutzrechtlichen Anforderungen entspricht, ist vom erfahrenen Aquarianern hingegen phänomenologisch durchaus zu bestimmen. Der wichtigste Indikator ist der Fisch selbst: Sehen die Fische gesund aus, sind sie richtig ernährt ? Schwimmen sie ihrer Art gemäß normal ? Weisen sie Verletzungen auf, die ihnen von anderen Fischen beigebracht wurden, stehen sie unter Dauerstress ? Das sind empirische Parameter, die für eine sinnvolle Beurteilung wichtiger sind als meßbare Parameter, wie z.B. die Wasserhärte. Trotzdem hat sich die Arbeitsgemeinschaft Aquaristik im BNA entschlossen, an dem Versuch mitzuwirken, Mindestanforderungen für die Haltung von Zierfischen aufzustellen.

Es ist Übereinkunft darüber erzielt worden, die Mindestanforderungen für die Haltung von Aquarienfischen auf fünf Größen zu beziehen: Wassertemperatur, Wasserhärte in Grad dGH, pH-Wert, maximale Größe der Fische, Aquariengröße in Kantenlänge. Wichtig war dabei deren leichte Meßbarkeit, damit rasch und unkompliziert festgestellt werden kann, ob den Mindestanforderungen entsprochen wird. Bei den drei Wasserparametern handelt es sich um grundlegende Werte, die in der Aquaristik traditionell gemeßen werden und in der Fachliteratur als Pflegeempfehlungen weitergegeben werden. Die verschiedenen Meßmethoden der chemischen Parameter sind für jedermann leicht und ohne großen Aufwand nachvollziehbar.

Temperatur/Temperaturbereich

Die Angaben nennen Werte, unter denen die jeweiligen Arten problemlos gehalten werden können. Diese Temperaturbereiche sollten nicht wesentlich über- oder unterschritten werden (+/- 2 Grad C). Für die dauerhafte Pflege sind mittlere Werte anzustreben. Lediglich zur Zucht bzw. zur Zuchtvorbereitung können Abweichungen erforderlich sein. Bei der Vergesellschaftung ist darauf zu achten, daß nur Arten mit vergleichbaren Ansprüchen zusammen gehalten werden.

Härte/Härtebereich

Die Angaben in Graden deutscher Gesamthärte (ødGH) beziehen sich auf Definitionen, die unkompliziert und einfach zu handhaben sind:

weniger als10Grad dGH = weich
10 - 20Grad dGH = mittelhart
mehr als20Grad dGH = hart.

Diese Werte sollten nicht wesentlich über- oder unterschritten werden (+/- 3 Grad dGH). Lediglich zur Zucht bzw. Zuchtvorbereitung können Abweichungen erforderlich sein.

pH-Wert

Die Angaben bezeichnen Werte, unter denen die jeweiligen Arten gehalten werden können. Für die dauerhafte Pflege sind mittlere Werte anzustreben. Die Verschiebung des pH- Wertes um nur eine Stufe, z.B. 6,0 auf 7,0, hat die zehnfache, um zwei Stufen die hundertfache, um drei Stufen die tausendfache Veränderung der Wasserstoffionenkonzentration zur Folge. Die Vorgaben sollen daher nicht um mehr als höchstens 0,5 pH über- oder unterschritten werden. Lediglich zur Zucht bzw. Zuchtvorbereitung können Abweichungen erforderlich sein.

Maximale Größe

Es wird die unter Aquarienbedingungen erreichbare Gesamtlänge genannt. Sofern sie geschlechtsabhängig variiert, wird die erreichbare Gesamtlänge des größer werdenden Geschlechts bezeichnet.

Aquariengröße

Besonders problematisch ist die Angabe der Aquariengröße, da sie von vielen Variablen abhängig ist: Versteckmöglichkeiten, Bepflanzung, Vergesellschaftung, Besatzdichte u.ä. Die in Teil II gemachten Angaben gelten nicht für eine vorübergehende Haltung im Handel oder auf Börsen und ähnlichen Veranstaltungen. Die Angaben beziehen sich auf die Kantenlänge handelsüblicher Aquariengrößen, z.B.:

GrößeL x B x HöheInhalt
40cm =40 x 25 x 25 cm25 l
60cm =60 x 30 x 25 cm63 l
80cm =80 x 35 x 40 cm112 l
100cm =100 x 40 x 50 cm200 l

Sie sind Richtwerte, unter denen die jeweiligen Arten dauerhaft gehalten werden können. Diese Maße sollten nicht wesentlich unterschritten werden. Zur Zucht bzw. Zuchtvorbereitung kann eine abweichende Behältergröße sinnvoll sein.

Besonderheiten/Bemerkungen

Hier sind arttypische Besonderheiten des intraspezifischen Sozialverhaltens, Ernährungsspezialisierung usw. genannt. Auch diese Angaben, die auf verschiedenen Pflegeerfahrungen und Verhaltensbeobachtungen beruhen, dienen der Bewertung der Aquarienfischhaltung und sind Mindestanforderungen. Bei Arten, die sich für die Aquarienhaltung nur bedingt eignen, ist dies vermerkt. Eine verantwortungsvolle Fischpflege ist nur dann gegeben, wen die Fische über ihren gesamten Lebenszeitraum hinweg ohne Beeinträchtigung ihrer Bedürfnisse gepflegt werden können.


Teil 2 - Wertetabellen

Ährenfische (Regenbogenfische)
Eierlegende Zahnkarpfen
Lebendgebärende Zahnkarpfen
Cichliden Amerikas
Cichliden Mittelamerikas
Cichliden Südamerikas - Groß
Cichliden Südamerikas - Klein
Cichliden Afrika - Afrikanische Schmetterlingsbuntbarsche
Cichliden Afrika - Afrikanische Schmetterlingsbuntbarsche - Viktoriasee
Cichliden Afrika - Afrikanische Schmetterlingsbuntbarsche - Malawisee
Cichliden Afrika - Afrikanische Schmetterlingsbuntbarsche - Tanganjikasee
Labyrinthfische
Barben und Bärblinge
Salmler
Schmerlen
Welse
Literaturverzeichnis für diese Angaben


Wald
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